Die ganze Woche trocken und sonnig und ausgerechnet am Reisetag bedeckter Himmel und dunkle Wolken, die Regen androhten.

So die Wettervoraussetzungen am Samstagmorgen, nachdem Dirk seine 45 Mitfahrer im Reisebus der Fa. Frölich eingesammelt hatte. Um es vorweg zu sagen, das Wetter sollte uns in den zwei Tagen keine Probleme bereiten. Nehmen wir für uns in Anspruch: "Wenn Engel reisen ..."

Nach knapp drei Stunden Fahrt dann die große Frühstückspause auf der Autobahnraststätte "Riedener Wald". Wie üblich wurde ein opulentes Frühstücksbuffet aufgebaut, das von der "ahlen Wurscht" über Hackbraten, Käse, Eiern bis zum leckeren Kuchen reichte. Das alles konnten wir in Ruhe angehen, denn wir lagen gut in der Zeit.

Zu gut, wie sich dann in Nürnberg herausstellen sollte, denn unsere Führerin für die Stadtrundfahrt im Bus hatte wohl etwas verpennt und kam mit erheblicher Verspätung an. Die anschließende Rundfahrt führte uns in die Außenbezirke der Stadt zum Reichsparteitagsgelände, auf dem die braunen Machthaber des "Tausendjährigen Reiches" ihre Parteigänger in riesigen Aufmärschen und Versammlungen indoktrinierten. Baulicher Größenwahn konnte dort besichtigt werden, wenngleich einiges unvollendet blieb, die Kriegsmaschinerie mit der Europa überzogen wurde, benötigte Mensch und Material an den vielfältigen Fronten.

Zurück in der Altstadt stieß eine weitere Führerin zu uns, so dass zwei Gruppen gebildet werden konnten. Der erste Gang führte hinauf zur Kaiserburg, einer weitläufigen Anlage, die über der Stadt an der Pegnitz thront und genau genommen aus drei Burgen besteht, erbaut in verschiedenen Jahrhunderten. Abwärts führte dann der Weg durch die Altstadt, die im Januar 1945 durch alliierte Bomberangriffe total zerstört wurde. Erwägungen, die Stadt an anderer Stelle neu aufzubauen, wurden verworfen. Stattdessen erfolgte ein Neuaufbau nach altem Vorbild. Dies gelang so gut, dass dem Betrachter der Eindruck vernittelt wird, in den Straßen und Gassen des mittelalterlichen Nürnbergs zu wandeln.

Das Geburtshaus Albrecht Dürers und das "Albrecht-Dürer-Haus", sein späteres Wohnhaus und heutiges Museum, konnten im Rahmen des Rundganges ebenfalls betrachtet werden. Vorbei an der Kirche St. Sebaldus und dem Rathaus erreichten wir auf kurzen Wegen den Hauptmarkt. Auf diesem zentralen Marktplatz findet jährlich im Dezember der "Christkindl-Markt" statt. Und genau hier waren wir zentral im Sorat Hotel Saxx untergebracht. Dirk wartete schon mit dem Bus, was in der engen Altstadt mit dem entsprechenden Touristik- verkehr, nicht einfach war. Wir konnten einchecken und waren uns einig, dieses Hotel war wieder eine sehr gute Wahl.

Zudem scheint es zu einer festen Regel zu werden: Ob in Hannover oder Bremen und jetzt auch in Nürnberg, wo "SPD on Tour" ankommt, wird ein Weinfest veranstaltet. Natürlich auf dem Hauptmarkt, sodass man in Patschen zum Weinstand hätte schlendern können. Die freie Zeit bis zum Abendessen konnte jeder nutzen wie er wollte, natürlich sah man viele Lichtenauer an dem einen oder anderen Naschstand oder in der Sonne sitzen mit im Gläschen kühlen Wein.

Zum Abendessen trafen wir uns im "Bratwurst-Röslein", keine 100 m vom Hotel entfernt. Eine große rustikale Gaststätte mit verschiedenen Räumen, in der nun jeder nach Geschmack die fränkische oder bayrische Küche kosten konnte. Je nach Sättigungsgrad wurde noch ein kleiner Spaziergang durch die Altstadtstraßen angehängt, um sich schließlich wieder auf dem Hauptmarkt beim Weinfest zu treffen. Bei angenehmen Temperaturen und toller Musik blieben einige bis Mitternacht.

Der Sonntag begann mit einem ausgezeichneten Frühstück. So gestärkt, ging es wieder per Pedes über Rathausplatz und Albrecht-Dürer-Platz in die nur 300 m entfernte Hausbrauerei "Altstadthof". An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass alle Sehenswürdigkeiten der Nürnberger Altstadt von unserem zentral gelegenen Hotel bestens zu Fuß erreichbar waren.

Vom "Altstadthof" aus ging es hinab in die Nürnberger Unterwelt. Die Rede ist von den historischen Felsengängen unter Kaiserburg und Altstadt. Diese größte Felsenkelleranlage Süddeutschlands wurde vor Jahrhunderten als Bierkelleranlage in den Sandstein geschlagen und ständig erweitert. 1380 wurden die Anlagen erstmals erwähnt und es wurde verfügt, dass jeder, der Bier brauen wollte, einen entsprechenden Gär- und Kühlkeller nachweisen musste.

Die Kellergänge wurden nach und nach bis auf vier Stockwerke erweitert, mit ausgeklügelter Be- und Entlüftung und Wasserführung versehen. Hier unten herrschen durchgehend zwischen 8 – 12 Grad Celsius. Die genannte Hausbrauerei nutzt einige Keller heute noch zur Reifung ihrer Bierspezialitäten, insbesondere des Nürnberger Rotbieres. So ging es treppauf – treppab, durch niedrige Verbindungsgänge und in den breiteren Kellerräumen, die teilweise auch für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden, gab es umfangreiche Informationen. So auch zur Schutzfunktion als Luftschutzraum während der Bombenangriffe, die die Nürnberger Altstadt in Schutt und Asche legten.

Die Führungen endeten im Hof der Altstadtbrauerei, hier trafen die beiden kellergeführten Gruppen mit denen wieder zusammen, die lieber "Übertage" geblieben waren und einige Kirchen der Altstadt besichtigt hatten. Im Sudhaus erfolgte der Abschluß bei Rotbier und frisch gebackenen Brezeln.

Nun verließen wir Nürnberg und Dirk steuerte den Bus nordwärts gen Coburg. Nach einer guten Stunde erreichten wir die kreisfreie, ca. 40.000 Einwohner zählende Stadt, im Regierungsbezirk Oberfranken. Bundesweit bekannt ist die Stadt durch den Versicherungskonzern HUK-Coburg, der über 5000 Menschen vor Ort einen Arbeitsplatz bietet und durch seine Gewerbezahlungen das Stadtsäckel füllt.

Der großzügige Marktplatz inmitten der Stadt wird vom Rathaus, dem gegenüberliegenden Stadthaus und weiteren historischen Gebäuden eingerahmt. Inmitten des Platzes steht das Denkmal des Prinzen Albert, gestiftet von der britischen Königin Victoria im Jahre 1865 zu Ehren ihres verstorbenen Gatten, einem Sohn der Stadt Coburg. Königin Victoria regierte übrigens 63 Jahe lang. Das hat in Britannien offensichtlich Tradition. Berichtenswert ist zudem, dass aus den Fontänen rings um das Denkmal tatsächlich Wasser kommt. Das kennt man in Lichtenau doch auch anders.

Bei unserer Ankunft auf dem Marktplatz empfing uns Bratwurstduft. An zwei Ecken des Platzes stehen Grillhäuschen, in denen die besondere Coburger Bratwurst angeboten wird. Sie ist, im Gegensatz zur Nürnberger, mindestens 30 cm lang, besteht aus Schweine- und Rindfleisch und wird über getrockneten Kiefernzapfen gegrillt.

Den zweistündigen Aufenthalt konnte jeder nach eigenem Ermessen verbringen. Ein Teil fuhr mit der "Gecko-Bahn" zur Veste hinauf, andere gingen zum Schloßplatz hinüber und in den Hofgarten am Fuße der Veste. Rundgänge durch die Altstadt endeten zumeist in einem der Cafes am Rande des Marktplatzes.

Zwei Stunden nach unserer Ankunft in Coburg trafen wieder alle Mitreisenden verläßlich am Bus ein. Die restliche Rückfahrt verlief wie immer glatt und problemlos.

Als wir uns dann Lichtenau näherten, galt es Abschied zu nehmen von unserem langjährigen, zuverlässigen und liebenswerten Busfahrer Dirk Oetzel. Er wurde würdevoll mit einem Präsent, einer Urkunde (muss in Deutschland so sein) und einem Riesenapplaus verabschiedet.

Gegen 19.00 Uhr trafen wir wieder am Betriebshof der Fa. Frölich ein und verabschiedeten zufriedene Reisende.

Aus unserer Bildergalerie