Samstagmorgen, 08.30 Uhr, ein Reisebus der Fa. Frölich startet vom Betriebsgelände. Am Steuer Dirk Oetzel mit fast vierzig SPD-Mitgliedern und Freunden. Auch Frau Holle (Marlu Stoffels) war dabei. Noch ein kurzer Zwischenstopp im Mühlweg, hier steigen noch einige Mitfahrer zu, und ab geht es bei trockenem Wetter zur Wochenend-Tour 2013 der Lichtenauer SPD.

Nach kurzweiliger Fahrt in Richtung Süden gibt es den erwarteten Zwischenhalt auf dem Gelände der Rastanlage „Wetterau“. Routiniert wird im Handumdrehen das bekannte und beliebte Frühstücksbüffet vom Tapeziertisch aufgebaut. Natürlich hat der wackelige Tapeziertisch längst ausgedient und mehrere Klapptische biegen sich unter Hackbraten, roten Würsten, Eiern, Käse, Kuchen und, und, und.

Wir haben Zeit und genießen sie auch bei warmer Vormittagssonne. Dann geht es weiter in Richtung Mainz, unserem Hauptziel. Dort treffen wir rechtzeitig ein und nehmen am Rheinufer einen Stadtführer auf, der uns die rheinland-pfälzische Hauptstadt bei einer Rundfahrt näher bringt.

Zurück in der Innenstadt erwartet uns eine weitere Stadtführerin und es werden zwei Gruppen gebildet. Die eine aus Reisenden, die sich einen zweistündigen Rundgang in Innen- und Altstadt mit Kirchenbesichtigungen zu trauen, die zweite wird ihren Radius etwas enger stecken und den Schwerpunkt auf Dom und engere Altstadt legen.

Inzwischen hatte sich ein wunderschöner Oktobertag entwickelt. Vor Cafes und Restaurants saßen Einheimische und Gäste, auf dem Marktplatz und der näheren Umgebung boten Weinstände und Winzer ihren Federweißen und ihre ganze Weinpalette an. Da wurde schon vor dem Einchecken ein wenig genascht und danach erneut, denn das „Hilton-City“ liegt in der Altstadt und zum Markttreiben waren es nur wenige Schritte.

Aber Zurückhaltung war geboten, denn für den Abend war eine Weinprobe inklusive Winzerplatte angesagt. Dazu erwartete uns der „Christophorus-Hof“ mitten im alten Ortskern von Mainz-Hechtsheim. Entgegen großer Bedenken, vor allem der weiblichen Fahrgäste, steuerte Dirk seinen Bus sicher durch die schmalen Straßen und parkte letztlich mit Hilfe Elmars präziser Einweisung im Innenhof des Weingutes.

Die junge Winzerin empfing uns mit ihrer Belegschaft herzlich und referierte über den Weinanbau in der Umgebung im Allgemeinen und ihr eigenes Weingut im Besonderen. Zur Vesper probierten wir Wein ohne Ende und in der vergnüglichen Runde konnten die Erlebnisse des Tages ausgetauscht werden.

Natürlich hatten alle Dom, Narrenbrunnen und die noch erhalten gebliebenen Fachwerkhäuser und Gaststätten gesehen. Teile der Mainzer Altstadt waren den Bomben des 2. Weltkrieges zum Opfer gefallen. Die Teilnehmer der großen Runde hatten noch zusätzlich die St. Stephanskirche besichtigt und zeigten sich beeindruckt über die Chagallfenster dieses Gotteshauses.

Marc Chagall, im heutigen Weißrussland geborener jüdischer Künstler, hatte erst mit siebzig Jahren den Weg zur Glasmalerei gefunden. Seine Fenster schmücken die Kathedralen in Metz und Reims und die Fraumünster-Kirche in Zürich. Aufgrund seiner persönlichen Freundschaft zum damaligen Pfarrer von St Stephan übernahm er als 90 jähriger die Planung und Realisierung der Chorfenster dieser Kirche, die sich damit als einzige in Deutschland ist.

Von 1978 bis zu seinem Tod 1985 in seiner Wahlheimat Frankreich, schaffte er neun Chorfenster, die in, für Chagall typischen, kräftigen Farben auf blauer Grundtönung den Betrachter verzaubern.

Zu später Stunde chauffierte Dirk dann satte und vom Tagesprogramm geschaffte Reisende zurück in die Mainzer Altstadt. An der Hotelbar wurde noch der letzte Absacker genommen, keiner war in Eile, denn am nächsten morgen war nach ausgiebigem Frühstück erst um 10.00 Uhr Kofferverladen angesagt.

Eigentlich hätten wir vom Hotel aus zu Fuß ganz bequem die Kupferbergterrassen erreicht. Aber es begann zu regnen und zudem wollten wir nach Besichtigung der Sektkellerei ohnehin gleich weiterfahren.

So ließen wir es regnen und bestaunten im Trockenen die prachtvollen Räume der Sektkellerei, in denen schon Otto von Bismarck als Gast weilte. Dann folgte der Abstieg in die Unterwelt. Sage und schreibe sechzig Keller in sieben Etagen kann die Sektkellerei Kupferberg aufweisen, einige davon stammen sogar aus römischer Zeit. In den zur Besichtigung stehenden Kellern beeindruckten riesige Holzfässer, mannsgroße geschnitzte Figuren und Batterien verstaubter Flaschen.

Eine großartige Gesamtanlage, die allerdings nur noch für Führungen und Events aller Art genutzt wird. Denn die komplette Sektherstellung findet inzwischen im benachbarten Wiesbaden statt. Das Glas Sekt zum Abschluß der Tour rundete die Besichtigung ab.

Eine knappe Stunde später erreichten wir Limburg. In unserem „Wirtshaus an der Lahn“ wurden wir bereits zum Mittagessen erwartet. Die malerisch unterhalb des Domberges gelegene Gaststätte „Obermühle“ wurde als „Stiftsmühle“ erstmals im 13. Jahrhundert urkundlich erwähnt. Nach wechselvoller Geschichte erfolgte im Jahre 1999 die Einweihung des heutigen Mühlrades, dass exakt nach der Vorlage des alten Mühlrades wieder hergestellt wurde. Auch hier wird kein Mehl mehr gemahlen, das Mühlrad produziert durch die Kraft der Lahn ca. 95.000 Kilowattstunden im Jahr.

Bestens gestärkt erklommen wir nun den Domberg, teils in weiten Serpentinen, teils über steile Treppen. Um es kurz zu machen: Tebartz war nicht zu Hause und im Dom fand eine Taufe statt, also keine Besichtigung möglich. Also tauchten wir in die engen Gassen dieser tollen Fachwerkstadt ab und hinein in ein unglaubliches Gewimmel. Lag es am schönen Wetter, dem aktuellen Interesse am Neubau des Bischoffs oder dem verkaufsoffenen Sonntag (Limburger Geschäftsleute sind helle) - die Stadt war rappelvoll. Wer Freude an einer wunderschönen geschichtsträchtigen Altstadt hat, sollte in ruhigeren Zeiten Limburg besuchen.

Am frühen Abend erreichten wir nach entspannter Fahrt wieder Lichtenau.


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